Über die Beschaffenheit unserer Wohnung hier in Almaty scheint in meiner Familie eine infame, unausgesprochene, sogar recht biestige Überzeugung vorzuherrschen.
Man will nicht schätzen, was doch durch seine Eigenfälligkeit zu überzeugen weiß.
Ein zart rosa getünchtes Wohnzimmer, eine blaue Küche und ein Möbelarsenal, das jedem dahergelaufenen - im Landhausstil dekorierten - Schaufenster wahlweise in der Schwerter, Osnabrücker oder Bad Oeynhausener (ganz genau) - Innenstadt den Garaus macht.
Der großzügig gehaltene Eingangsbereich findet seinen Abschluss in einem diffizilen Glasregal-Arrangement, das durch seine konstruktionsspezifische Transparenz den Blick freigibt auf ein geräumiges, in zarten Rosatönen gehaltenes Wohnzimmer.
Ein solider Gasherd garantiert anhaltendes Kochvergnügen in Zeiten des gelegentlichen Stromausfalls. Überhaupt lässt es die technische Austattung der Cucina den Bewohnern an nichts fehlen. Dafür bürgen Geräte der Firmen "inDESIT" und "Hyundai" ebenso, wie ein Mehrfachstern-Kühlsystem des Herstellers "cool n´cool"(nicht im Bild).
Die duale Organisation der Spülbecken aus kalkbindendem Aluminium täuscht nicht darüber hinweg, dass hier ein Ort ist, an dem auch abgefeimteste Fettschmierereien durchgezogen werden können: Zwei Becken waschen mehr als eins.
Als begehbarer Kleiderschrank präsentiert sich das Schlafzimmer, dessen ursprünglicher Zweck durch ein defektes Bett keineswegs in Frage steht. Stauraum heißt stattdessen das Stichwort und die wohltuende Erkenntnis, dass man mehr Zimmer hat als man braucht, stimmt ein in den Lobgesang dieses verdammt smarten Wohnkonzepts: Nichts anderes als ein optischer Leckerbissen ist dabei auch die gelbe Farbpalette des Raumes, die dabei die Leuchtkraft von Freund Helios überragt. Ein in Relation zur Raumgröße völlig unangemessen großer Heizkörper verursacht Schnappatmung und forciert schließlich die Raumnutzung als Trockenboden und Arbeitszimmer.